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Eine neue Ära für die Salzburger Festspiele

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„Kunst entsteht nicht durch einsames Besserwissen, sie entsteht nur im Dialog.“ Wolfgang Rihm zitierend, trat die PR-Expertin mit Kulturaffinität ihre erste Pressekonferenz an. Kurz zuvor hatte sie die Mitglieder des Festspielkuratoriums überzeugt, ab 1. Jänner 2022, die Salzburger Festspiele in die Zukunft führen zu können. Digitalisierung, Dialog mit dem Festspielpublikum, den Salzburgerinnen und Salzburgern jeden Alters und neue Formate, das sind die Eckpfeiler der Nachfolgerin von Dr. Helga Rabl-Stadler. Groß sind die Fußstapfen der scheidenden Festspielpräsidentin, das weiß die zuletzt mit ihrer Familie in Herrliberg bei Zürich lebende Deutsche, die in Wien ihr Studium mit der Dissertation im Europäischen Wirtschaftsrecht, summa cum laude abgeschlossen hat.
Seit ihrer Kindheit sind Dr. Kristina Hammer die Salzburger Festspiele vertraut. Jetzt freut sie sich, im „Herz vom Herzen Europa“ anzukommen, zuzuhören und die Salzburger Festspiele zu vertreten. Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer traut es ihr zu.
Foto (c)
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com

wissensART Nestroy 2021 für Lina Beckmann

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Lina Beckmann ist eine körperliche Darstellerin, nur stehen und reden, das müsse sie erst noch lernen, meinte die Schauspielerin in einem Gespräch mit Bettina Hering, der Schauspielchefin der Salzburger Festspiele.
Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum im Festspielsommer 2021 Lina Beckmann, für ihre Rolle als "Richard the kid and the king" auf der Halleiner Pernerinsel. Nun wurde sie mit dem Nestroy 2021 als beste Schauspielerin für diese Rolle ausgezeichnet.
Als Kraftzentrum des Ensembles wurde sie beschrieben, als „Bühnen Queen Lina“, werde man künftig von ihr sprechen, hieß es im Sommer. Das Stück ist eine Melange aus den Historiendramen von William Shakespeare; Richard the Kid and the King eine Neuinszenierung in Koproduktion der Salzburger Festspiele mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, inszeniert von Karin Henkel.
1592 schrieb William Shakespeare das Drama über den englischen König Richard III. in fünf Akten. Karin Henkel inszeniert Richard the kid and the king als ein Kind, das von seinen Brüdern gemobbt und von seiner Mutter verachtet wird. Das erwünschte Kriegsspielzeug wird ihm verweigert, dafür erhält er ein Schaukelpferd. Hingeschleudert werden ihm auch die abgeschlagenen und eingesackten Köpfe von Vater und Bruder. Der Bub kegelt mit ihnen. Die frühe Prägung von Richard ist grausam. Es die Prägung eines Mörders. Lina Beckmann zieht als Richard der III zwischen den Polen Killer und schrecklich verletztes Kind ohne Rücksicht auf Verluste in Richtung Herrschaft. Verausgabt sich auf der Bühne, wie in vielen Rollen, die sie spielt.
Die Sicherheit dafür findet Lina Beckmann in einem Ensemble. Sie ist Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Im Podcast erzählt die nunmehrige Nestroy-Preisträgerin in der Kategorie Schauspiel 2021, sie wurde auch 2011 von einer Jury der Fachzeitschrift Theater heute, zur Schauspielerin des Jahres gewählt, über ihre Arbeit, darüber, dass sie eigentlich ein scheuer Mensch sei und vom Künstlerkollektiv Spielkinder, das sie mit ihren Geschwistern in der Kindheitgegründet hat. Es ist ein Gespräch über Ängste, Erfahrungen auf der Bühne und die Leidenschaft zum Theater.

Foto: © Monika Ritterhaus

Klaus Ortner: Der Sammler und sein Museum

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Klaus Ortner ist Unternehmer. Aus dem Innsbrucker Installationsbetrieb seines Vaters baute der an der ETH Zürich ausgebildete Dipl.-Ing., die IGO-Ortner Gruppe auf. Der verzweigte Familienkonzern hat Niederlassungen im In- und Ausland. Strategisches Bauen ist die Kernkompetenz des Großunternehmens. Sie beginnt bei der Planung und endet bei der Fertigstellung des Objekts. Keine Schnittstellen ist dazwischen und für all Schritte übernimmt die Unternehmensgruppe die Verantwortung. Für Klaus Ortner ist das als Schlüssel zum Erfolg. Mittlerweile gehören, bereits in vierter Generation, auch die Töchter von Dipl.-Ing. Klaus Ortner und Dr. Friederike Ortner, Dipl. – Ing. Iris Ortner und Dr. Nina Ortner, als Geschäftsführende Gesellschafter, der IGO-Ortner Gruppe an.
„So innovativ wie möglich, so konservativ wie nötig“ ist ein Motto der Familie und für alles selbst Verantwortung zu übernehmen ihr Credo. Das füllt die Tage aus. An manchen Samstagen jedoch fährt Dipl. – Ing. Klaus Ortner gerne mit seiner Frau in die Wiener Innenstadt, um sich mit dem Kunsthändler Dr. Herbert Giese oder dessen Sohn Alexander zu unterhalten, vielleicht auch ein Bild zu kaufen. Seit 40 Jahren sammelt Klaus Ortner Kunst der letzten 200 Jahre. Nun hat er für eine Kunst ein Haus gebaut, besser gesagt das Museum Ortner in Rodaun, im 23. Wiener Gemeindebezirk. Für eine Broschüre hat er seine Intention für dieses Museum beschrieben: “Die IGO Industries GmbH und ihren Tochterunternehmen ist es ein besonderes Anliegen, verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln und die Förderung von Kunst und Kultur in Einklang zu bringen. Die hier zur Verfügung gestellten Präsentations- und Veranstaltungsräume sind der Begegnung der heimischen Wirtschaft mit der österreichischen Kunst und Kultur gewidmet: als Ort des Diskurses zur interdisziplinären Stärkung des Wirtschaftsstandortes sowie der kulturellen Identität.“
Dazu gehören auch Skulpturen. Z. B. jene von Hans Berger. Wortkörper nennt dieser die Objekte, die er meist aus hebräischen und altgriechischen Schriftzeichen zusammenfügt. Über die Entstehung seiner Wortkörper für die Sammlung Ortner, erzählt der Künstler in diesem Podcast.
In zwei Kunstbänden hat der Kunsthändler Herbert Giese, die Sammlung Ortner dokumentiert. Auf der Rückseite des Buches Ortner II, „Das Sichtbare und das Verborgene“, ist folgendes zu lesen:
„Es sind die Beschäftigung mit dem Sichtbaren und die Suche nach dem Verborgenen in der Welt der Bilder, die den zweiten Band der Sammlung Ortner geprägt haben. Wobei klar ist, dass die angebotenen Interpretationen, An- und Einsichten – wie so oft in der Kunst – immer nur eine Möglichkeit sind, die Dinge zu sehen. Ein Kunstwerk definiert sich ja auch durch die Fülle seiner Assoziationsansätze; durch die Bildmächtigkeit, die im jeweiligen Betrachter unterschiedliche Wahrnehmungen zur Folge haben kann. Vieles an Interpretation in diesem Buch ist bei genauem Hinschauen evident, manches versteckt und weniges auch spekulativ. Alles zusammen dient aber einem: der vertieften Beschäftigung mit der Kunst.“ Im Museum Ortner wird man diesem Anspruch gerecht, denn:
„Unsere heimliche Sehnsucht besteht doch darin, der Kunst beizutreten. Zu verstehen, worum es wirklich geht, wenn einer schreibt, komponiert oder malt. Zu erkennen, was wahr ist an dem Zusatzgepäck, das den Künstlern irgendwann aufgeladen worden ist nach der Erledigung ihrer Aufgabe als Erzähler, Unterhalter, Abbilder. Unsere Sehnsucht ist es, die Geheimnisse zu erfahren, die die Kunst birgt. Den dahinter liegenden Sinn zu entdecken. Das scheinbar im Dunkel liegende ins Licht des Verstehens zu holen.“
Erschienen ist der Kunstband über einen Teil der Sammlung Ortner im pinxit.Verlag

foto: (c) Johann Berger

wissensART Johanna Pirker: Das Einhorn der Computerspiele

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Computerspiele, Virtual Reality und Data Science sind der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrtätigkeit von Johanna Pirker am Institut of Interactiv Systems and Data Science an der technischen Universität Graz. Außerdem initiiert und leitet die Informatikerin die „Game Dev Days“. Für ihre Tätigkeit wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Forbes „30 under 30“ hat sie für den Bereich Science and Healthceare ausgewählt und erst kürzlich erhielt sie den Hedy Lamarr Preis der Stadt Wien. Mit diesem Preis zeichnet die Stadt Wien gemeinsam mit der DigitalCity.Wien Forscherinnen in Österreich für ihre herausragenden Leitungen im IT Bereich aus. Sieben Forscherinnen wurden 2021 nominiert, Johanna Pirker erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Preis.
Namensgeberin ist die in Wien geborene Hollywood-Schauspielerin und Wissenschaftlerin Hedy Lamarr. In ihrer Dankesrede betonte Johanna Pirker die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Fächer. Sie reichen von motivierendem Lernen über interaktive Therapien bis hin zu Klimaforschung. "Dieses Potenzial der virtuellen Welten möchte ich nutzen, um auch die reale Welt ein bisschen besser zu machen. Außerdem möchte ich jungen Frauen zeigen, dass Gaming und IT keine reine Männerdomäne sind."

Foto © PID/Martin Votava

wissensART Österreich ²² mit EU-Kommissar Johannes Hahn

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„Alle europäischen Länder sind klein, nur manche wissen es noch nicht“ zitierte Johannes Hahn einen der Gründungsväter und ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Paul-Henry Spaak. Von 1952 – 1954 hatte der international tätige Politiker Spaak das Amt des Parlamentspräsidenten innen. Viel hat er für Europa erreicht, worauf wir heute noch bauen. Doch wie Spaak war auch Sisyphos Europäer. Dieser trug entscheidend zur Vergrößerung Korinths bei. Unermüdlich. Immer wieder rollte der Stein den metaphorisch betrachtet den Hang hinunter, immer wollte Sisyphos den Stein hinaufhieven. Eine Sisyphos-Arbeit! So erscheint auch die Debatte um die Nationalstaaten, um eine finale Verfassung der EU, um die Stellung in der Welt, die die Gemeinschaft innehat und künftig zu spielen wünscht. Mehr Selbstbewusstsein täte ihr dabei gut, meint Kommissar Hahn, zuständig für Haushalt und Verwaltung, denn immerhin sei Europa, pro Kopf betrachtet, die 7. stärkste Exportnation der Welt.
Hochkarätig waren die Zuhörer, die beim diesjährigen Symposion Österreich ²² Kommissar Johannes Hahn lauschten. Rund 100 Persönlichkeiten diskutierten bei diesem Symposion, vom 28. – 29. Oktober 2021 zur Frage in welcher Verfassung Österreich sei. Seit dem Jahr 2016 findet das Zukunftssymposion Österreich ²² in der steirischen Landeshauptstadt statt. Maßbeglich initiiert von Professor Herwig Hösele. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist stets anwesend, ebenso Landesrat Christopher Drexler, zuständig für Kultur, Europa, Sport und Personal, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Europa, Wissenschaft und Forschung, der Rektor der Karl Franzens-Universität Graz Martin Polaschek, Georg Schulz, Rektor der Kunstuniversität Graz, Harald Kainz, Rektor der TU – Graz, sowie seine Vizerektoren Horst Bischof und Claudia von der Linden, der Rektor der Medizinischen Fakultät Hellmut Samonigg und die Vizerektorin für Forschung und Internationales der Medizinischen Universität Caroline Schober und Kristine Edlinger-Ploder, die Rektorin und Geschäftsführerin der FH Campus 0.2. Graz, um nur einige der rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu nennen.

Foto (c) Europäische Kommission, Audiovisueller Dienst

wissensART Mavie Hörbiger Österreicherin 2021

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Mavie Hörbiger´s Kulturerbe ist das Burgtheater. Sie ist ein Teil davon, nennt das Haus am Ring ihre Heimat. Auch ihre familiären Wurzeln führen in dieses Haus. Paula Wessely ihre Großtante, Attila Hörbiger ihr Großonkel und Paul Hörbiger ihr Großvater waren Mitglieder des Ensembles. Die Hörbigers begrüßten „die Besiegelung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem deutschen Reich zutiefst“, waren „stolz und froh, am neuen großdeutschen Werk mitarbeiten zu können“, stimmten im März 1938 bei der Volksabstimmung für den Anschluss. Paul Hörbiger jedoch, schloss sich im letzten Kriegsjahr einer Widerstandsgruppe an, wofür er von den Nazis zum Tode verurteilt wurde. Vielleicht hat Mavie Hörbiger das schauspielerische Talent ihrer Vorfahren geerbt. Als sie jedoch nach der Kür zur Österreicherin des Jahres in der Kategorie Kulturerbe in ihrer Dankesrede 10 Namen aufzählte, meinte sie etwas anderes. Sie wollte begreifbar machen, was Kulturerbe bedeutet. Ihr eigenes, jenes des Burgtheaters und jenes der Österreicherinnen und Österreicher. Sie meinte ein Kulturerbe welches wir nicht ausschlagen können, weil es Teil unser aller Geschichte ist. Und so hielt sie einen flammenden Appell das „Erbe das Verantwortung und Verpflichtung bedeute“ anzunehmen. Es sei ein Erbe, so Mavie Hörbiger, das zum Handeln „gegen Rechtspopulisten, gegen Verschwörungstheoretiker, gegen Chauvinisten, gegen Demagogen und Simplifizierer“ verpflichte. Gerade auch das Erbe, welches das Burgtheater mit sich bringe. Im Podcast spricht sie über die Theatergeschichte, die eine Geschichte des weißen Mannes sei und ihrem Wunsch, dass Frauen ebenso gute Filmrollen bekommen, wie Männer.
Anlässlich ihrer Auszeichnung zur Österreicherin des Jahres 2021 in der Kategorie Kulturerbe, holte Mavie Hörbiger bei ihrer Dankesrede 10 ehemalige Burgtheatermitglieder vor den imaginären Vorhang, erzählte von deren Schicksal. Sie erzählte von Fritz Straßni, der 1943 im KZ Theresienstadt ermordet wurde, von Lilly Karoly, die nach Auschwitz deportiert werden sollte, fliehen konnte und bei ihrer Rückkehr 1946 mit den Worten begrüßt wurde: „Jessas, was machst denn du da?“. Sie erzählte aber auch von ihrer Familie. Seit der Saison 2011/2012 ist sie Mitglied des Burgtheaters. Aber auch die Salzburger Festspiele sind eine Konstante in ihrem Leben. 2007 debütierte sie dort als Hermia in William Shakespeare´s Sommernachtstraum und seit 2017 spielt sie im Jedermann von Hugo von Hofmannsthal am Platz vor dem Dom. Zuerst die Werke und im Sommer 2021 Teufel und Glaube. In einem Gespräch mit der Chefin des Schauspiels der Salzburger Festspiele Bettina Hering und Birgit Belgau erzählte Mavie Hörbiger darüber. Eingeladen hatten die Freunde der Salzburger Festspiele. Auf deren Homepage ist das vollständige Gespräch nachzuhören. Die Mitgliedschaft ist dafür erforderlich. Die Musik dieses Podcasts stammt vom Ensemble 013/021, speziell für „Jedermann“ komponiert.
Foto © SF / Matthias Horn

wissensART "Die ganze Stadt ist Bühne" und Schloss Leopoldskron Treffpunkt der Künstler

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„Die ganze Welt ist Bühne“ und Schloss Leopoldskron ein Treffpunkt der Kunst
Schloss Leopoldskron hat eine reichhaltige Geschichte. Erzbischof Leopold Anton Eleutherius von Firmian ließ es von 1736 bis 1740 als persönlichen Sommersitz errichten. 1918 erwarb es der Gründer der Salzburger Festspiele Max Reinhardt. Hier beginnt dieser Podcast und mit Daniel Szele´nyi, dem Vice President, Hospitality at Salzburg Global Seminar, der aus „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal rezitiert. Die Musik komponierte das Ensemble 013.
Daniel Szele´nyi´s Interesse galt schon immer der Geschichte, aber auch altem Gemäuer, dem Interieur vergangener Tage und dem Schauspiel. Letzteres haben ihm seine Eltern erfolgreich ausgeredet, obwohl er schon an der Schauspielschule in München aufgenommen war. In den Tourismus sollte der Sohn gehen und dort Karriere machen. Schloss Leopoldskron bietet ihm beides. Inszenierung und die Möglichkeit seine Gäste herzlich zu empfangen. So war es auch zu Max Reinhardts Zeiten.
Dieser hatte das Schloss 1918 erworben und bis zu seiner erzwungenen Ausreise 1937 Soireen gegeben, Feste gefeiert, Lesungen und Kammerkonzerte veranstaltet, Theateraufführungen inszeniert. Er selbst sei ein scheuer Mensch gewesen, heißt es, der das Treiben seiner Gäste oft von der Galerie aus beobachtete und sich dann spät nachts bis in die Morgenstunden hinein, mit Auserwählten in die Bibliothek zurückzog. Daniel Szelenyi versteht es, die Geschichte des Hauses ins heute zu holen. Ein Teil davon sind die Inszenierungen im Park von Carl Philip von Maldeghem, dem Intendanten des Landestheaters Salzburg. Dieser ist mit Gerald Mortier, dem Intendanten der Salzburger Festspiele von 1991 bis 2001, in die Stadt Salzburg gekommen und geblieben.

Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum

wissensART Look Twice - Peter Baldinger

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Look Twice nennt Peter Baldinger Werke, die die Galerie Dantendorfer auf der „Art Austria Highlights im Wiener Eislaufverein zeigt. Eines davon heißt Small Wonder Woman und ist ein Aquarell auf Bütten, aus dem Jahre 2021. Ein Anderes Garten von Giverny aus dem Jahr 2014 nach Claude Monet. Man muss mindestens 2 x hinschauen, um zu erkennen, welches Sujet sich hinter der quadratischen Pixelauflösung verbirgt. Was aber sieht man beim ersten Blick? Wie können wir sie sehen, was der Künstler beim zweiten Blick zeigen will, wie die quadratischen Pixel auflösen, das Bild dahinter erkennen?
Peter Baldinger nähert sich alltäglich Motiven und bekannten Sujet der Kunstgeschichte auf systemische Weise, indem er das Bildmotiv in quadratische „Pixel“ auflöst. Dabei stellt er die Frage: Wieviel Information ist nötig, um ein Bildmotiv zu erkennen? Oder andersherum: Wieviel Bildauflösung ist möglich, ohne das Motiv komplett zu verlieren? heißt es in einer Aussendung der Galerie Dantendorfer.
Der Ursprung sich mit dem Thema der Auflösung auseinander zu setzen, wurzelt im Umgang moderner Medien und der Frage nach Identität in der Bilderflut unserer Zeit. Es ist die Frage, ob ich die Bilder und Berichte, die von mir in den Medien zu finden sind bin oder mich in ihnen darin komplett auflöse? Peter Baldinger will die Essenz der gewählten Motive zeigen, dabei den Respekt vor den Sujets behalten und zugleich einen konstruktiv-kritischen Kommentar zum aktuellen Zeitgeist zu geben. Dabei folgt Peter Baldinger einem Konzept, wenn er Würfel um Würfel nebeneinander setzt. Manchmal nur abwechselnd in schwarz und weiß und zarten grau Tönen. Anders als die Serie Weeping Women, über die wir auch in einem Podcast gesprochen haben, wirken die Bilder aus der Serie Look Twice sehr grafisch. Was ist nun das Faszinierende, ein Kastl nach dem anderen zu malen und wenn es fertig ist, erkennt der Betrachter beim zweiten Blick ein dahinter liegendes Werk von Claude Monet. In den 1980 Jahren war die sogenannte Appropriation Art bei österreichischen Künstlern en vogue. Die Albertina Modern zeigt einige Werke, bei denen das Kopieren ein Stilelement ist, aus dieser Zeit in ihrer neuesten Ausstellung in der Albertina Modern bis 13. Februar. Gehen wir nochmals zur Serie Look Twice. 2 davon sind bis Sonntag bei der bei der Art Austria Highlights im Wiener Eislaufverein bis Sonntag, den 17. Oktober im Wiener Eislaufverein in der Lothringerstraße, im 3. Wiener Gemeindebezirk am Stand der Galerie Dantendorfer zu sehen.

Foto (c) Peter Baldinger

wissensaART Erwin Wurm und Lars Eidinger

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Lars Eidinger und Erwin Wurm trafen einander in der Halle Ropac in Salzburg. Schauspieler und Fotograf der eine, Bildhauer und Maler der andere. Es war ein Gespräch über das Verständnis von Kunst und „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal bei den Salzburger Festspielen am Domplatz in Salzburg. Lars Eidinger hat ihn in der Saison 2021 gegeben. Er versteht sich auch als Fotokünstler, als jemand, der den Augenblick unverfälscht festhält. Erwin Wurm, bekannt durch seine One-Minute-Sculptures, ist seit kurzem auch Schöpfer von Wortskulpturen. Hört, hört! Einbegleitet vom Jedermann Ensemble 013
Foto (c)SF / Mathias Horn und Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum

wissensART Die Macht der Kränkung

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Kränkungen sind mächtig. Sie können Menschen blockieren, sie ihrer Entfaltungsmöglichkeiten berauben, in Selbstzweifel stürzen und auch in eine Depression. Kränkungen sind meist Ursache für Gewalt, Mord und Terror. Reinhard Haller, der berühmte Kriminalpsychiater und Gerichtsgutachter hat in seiner langjährigen Tätigkeit bei zahlreichen Verbrechern kein anderes Motiv erkannt, als tiefe Gekränktheit. Könnte bei so viel destruktiver Energie nicht auch eine Chance in der Kränkung liegen? In seinem Buch „Die Macht der Kränkung“, welches bei Ecowinerschienen ist, schreibt er, dass viele Täter oder Täterinnen im Grunde gekränkte Genies seien. Künstler und Künstlerinnen haben große Werke geschaffen, weil sie gekränkt wurden.
Die größte Chance sieht Reinhard Haller im Umgang mit Kränkungen aber darin, unsere Sensibilität, Emotionalität und Empathiefähigkeit zu verbessern. Üblicherweise reagieren wir auf Kränkungen mit Abwehr- und Fluchtreflexen, reagieren mit Zorn, Wut und sinnen auf Rache. Doch unsere Feinde können auch unsere besten Lehrmeister sein. Dieser buddhistischen Weisheit folgend können wir Kränkungen einen positiven Bedeutungsgehalt geben. Wir können eine „Kränkungskompetenz“ erlernen und so die Kränkungen entschärfen, neutralisieren und positiv nutzen. Es liegt an uns, schreibt Reinhard Haller im schon erwähnten Buch, die destruktive Wirkkraft in konstruktive, analytische Energie umzuwandeln. Vieles hätte ich ohne Kränkungen, die mir widerfahren sind nicht gemacht, was letztlich ein großer Erfolg wurde. Die CityScienceTalks bei meiner langjährigen Sendungsverantwortung bei Ö 1 beispielsweise, diesen wissensART Podcast, oder jene Gespräche für die Freunde der Salzburger Festspiele, die bereits mehr als 50.000 Stunden lang gehört wurden. Reinhard Haller hätte dafür wahrscheinlich auch noch andere Erklärungen, aber für diesen Podcast halte belasse ich es bei seinen Analysen, die er in seinem Buch beschreibt. So meint der Arzt, Psychiater und Psychotherapeut etwa, dass die Voraussetzung für die konstruktive Nutzung von Kränkungen - neben der Änderung von Voreingenommenheit - eine verbesserte Eigenreflexion sei. Als Werkzeug nennt er dafür den Spiegel. Schon C. G. Jung hat diese Psychotechnik eindrücklich beschrieben. Zitat: „Wer in den Spiegel des Wassers blickt, sieht allerdings zunächst sein eigenes Bild. Wer zu sich selber geht, riskiert die Begegnung mit sich selbst. Der Spiegel schmeichelt nicht, er zeigt getreu, was in ihn hineinschaut, nämlich jenes Gesicht, das wir der Welt nie zeigen, weil wir es durch die Persona, die Maske des Schauspielers, verhüllen. Der Spiegel aber liegt hinter der Maske und zeigt das wahre Gesicht.“ Und Kränkungen weisen uns nicht nur auf Probleme hin und Verwundungen, sondern auf unsere sensiblen Stellen. Bei manchen Dingen ist es uns gar nicht bewusst, wie sehr wir sie verinnerlich haben. Manche Werte beschützen wir instinktiv, andere wurden uns durch unsere Erziehung mitgegeben. Kränkungen machen uns auf unsere Schwächen aufmerksam, zeigen uns aber auch unsere Stärken.
(c) Foto: Darko Todorovic, Ecowin

Über diesen Podcast

wissensART der Podcast, der Wissenschaft und Kunst vereint

von und mit Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum

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