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„Baumeister der Welt“. Karl-Josef Kuschel erinnert an Stefan Zweig

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„Unser Geist ist Weltgeist. Stefan Zweig und das Drama eines jüdischen Weltbürgertums“ ist der Titel des Buches von Karl-Josef Kuschel, in dem er an einen der meistgelesenen Autoren seiner Zeit erinnert. Erschienen ist das Buch im Patmos Verlag. Es kreist auch um die Frage, wie aus einem national denkenden Volk ein international denkendes Volk werden kann. Eine Frage, die sich Stefan Zweig immer wieder stellte. Mit dem Literaturwissenschaftler und Theologen Karl-Josef Kuschel, taucht man in die „Welt von Gestern“ von Stefan Zweig ein, taucht ein in „Die Sternstunden der Menschheit“, will nicht aufhören mehr über die „Baumeister der Welt“ zu erfahren und über „Internationalismus, nicht Kosmopolitismus“ bei den Salzburger Festspielen. Die Freunde der Salzburger Festspiele waren es auch, die den Präsidenten der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft, am Beginn der Festspielsaison eingeladen haben, über die „Sternstunden der Menschheit“ zu referieren. Eine wunderbare Gelegenheit, den langjährigen Professor der Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Fakultät der Katholischen Theologischen Universität Tübingen, Karl-Josef Kuschel, zu einem Gespräch zu bitten.
Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Der güldene Touch. Das neue Festspielzentrum in Salzburg

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Der Mäzen Dr. Hans-Peter Wild schenkt den Salzburger Festspielen und der Stadt ein neues Festspielzentrum hinter der Pferdeschwemme. Die Kosten: 12 Millionen Euro. Das Vorarlberger Architekturbüro Marte.Marte hat den Wettbewerb für den Bau des neuen Besucherzentrums gewonnen, die Baubewilligung wurde erteilt, die Finanzierung fehlte. Jetzt kommt zum Tragen, was die langjährige Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler vorbereitete und pflegte. Hervorragende Freundschaften zu Sponsoren und Mäzenen. Die nunmehrige Präsidentin Kristina Hammer fährt die Ernte ein und der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz verkündet den Baustart des Besucherzentrums Anfang September.
2026 soll der repräsentative Willkommensbereich am Herbert-von-Karajan-Platz fertig sein. Hochstrebende messingfarben schimmernde Eingangstore markieren wie mächtige Säulen den Zutritt zur Welt der Salzburger Festspiele. Ob geöffnet oder geschlossen, verleihen sie dem Bau eine goldene Note, erinnern an die Farbe von Blasinstrumenten. In der Mitte des Platzes lädt ein gläserner Pavillon zum Verweilen ein. Der Bau hinter der Pferdeschwemme geht aber auch in die Tiefe. Eine großzügige Wendeltreppe führt etwa siebeneinhalb Meter unter die Erde. Ein kleines Foyer gibt den Blick auf den multifunktionalen Veranstaltungssaal, den „Dr. Hans-Peter Wild Saal“, frei. Dieser wird zur Gänze mit hellem Holz ausgestattet. Holz, welches auch für den Bau von Saiteninstrumenten verwendet wird. Hier können sich Gedanken entfalten, Musik in schönsten Tönen erklingen, Begegnungen stattfinden. 2026 soll die Eröffnung sein.

Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger

"Magie um Mittsommernacht"

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Der Vorhang hebt sich, Strohballen fliegen durch die Luft, es wird getanzt, gelacht, geliebt; ein Fest der Sinne fegt über die Bühne. Sommersonnendwende wird begangen. Doch im Zwielicht der hereinbrechenden Nacht verändert sich der energiegeladene Tanzabend. Die Grenzen von Fantasie und Wirklichkeit verschwimmen. Geisterhände heben Tische empor, Menschen schweben durch die Lüfte, riesige Fisch treiben auf der Bühne, bald verwandelt sich alles in einen verwunschenen Wald. Musikalisch wird die fantastische Reise durch den Kosmos unserer Träume von einer Gesangssolistin begleitet und den Dortmunder Philharmonikern. Auf der Bühne ein Klavier, ein Streichquartett und Schlagzeug. Menschenleben verschmelzen mit Mythen und Legenden, zelebriert wird eine überbordende Feier der Natur. War da nicht plötzlich ein Schuss, zog da nicht ein junger Mann eine Pistole und schoss 2, 3 Menschen nieder? Was ist wahr, was Fantasie? Die Heubälle am Beginn der ekstatisch überbordenden Choreografie sind gar nicht echtes Heut, sondern antiallergener Raffiabast.
Was also ist echt, was fake, was wurde an unsere angegriffene Natur angepasst? Eine zauberische Musik von Mikael Karlsson, changiert zwischen mythischer Energie und betörender Sinnlichkeit. Manche Klänge sind an die skandinavische Folklore angelehnt. Davon und von den Bräuchen seiner nordischen Heimat hat sich der der renommierte schwedische Choreograf Alexander Ekman inspirieren lassen und seinen eigenen Zugang zu dem mythenumwobenen Stoff gefunden. Entstanden ist ein fantastisches, surreales Gesamtkunstwerk, getanzt vom Dortmunder Ballett.
Foto (c) SF/Konrad Fersterer

Der Spieler

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"Wer spielt verliert".
„Als Sergej Prokofjew die Oper komponierte war er 24 Jahre alt und schrieb über einen 25 Jahre alten Charakter. Heute leben wir wieder in dieser Zeit, in der die Menschen nein sagen. Dostojewski schrieb den Roman 1856 als junger Mann, als er nach Europa reiste. Er war damals wütend, als er sah was dort geschah. Er war wütend darüber, was die Regierungen angerichtet hatten, was das Establishment dort angerichtet hat. Damals hat man gesehen, dass sich der Kapitalismus selbst zerstört. Das sehen wir auch heute und auch die Generationen, die dazu nein sagen. Prokofjews Generation kam aus dem ersten Weltkrieg zurück und sagte nein, absolut nein. Dieses Stück hat die Kraft einer jungen Generation, die kämpft. Und die Energie dieser Musik ist eine Energie, die in keiner anderen Oper existierst. In den schnellen und direkten Abfolgen ist sie vielleicht mit Mozarts Figaro vergleichbar, aber bei Prokofjew gibt es kaum Pausen: Ein Ereignis jagt das andere, Tragödie und Komödie, die Höhen und Tiefen des Lebens liegen ganz nah beieinander, sagt Peter Sellars, der Regisseur der Oper „Der Spieler“ bei den Salzburger Festspielen 2024. „Am Ende zählt aber allein die Liebe“, „während Empires emporkommen und fallen und die Wirtschaft komplett zusammenbricht“, „Prokofjew“, so der Regisseur weiter, „hat das alles in seiner Musik, diese Wildheit, wie Mozart ebenso die Tonverschiebung. Eine Sekunde lang ist alles lustig und in der nächsten Minute sieht man Menschen, die alles verlieren. In so einer Zeit leben wir wieder.“

So wie Peter Sellars die Zeit beschreibt, tönt es auch aus dem Orchestergraben. Hitzig, nervös und stets vorantreibend. Dem Dirigat von Timur Zangiev folgen die Wiener Philharmoniker soweit es ihr „Selbstverständnis“ erlaubt und ausgezeichnete Sängerinnen und Sänger lassen den Abend glücken. Am 24. August 2024, dreht sich in der Felsenreitschule in Salzburg nochmals das Roulette
Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Wer ist Morfeus? KI und Kunst bei den Salzburger Festspielen und Asmik Grigorian singt mit

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Morfeus, das ist ein Roboter. Jeder kann ihn anrufen. Seine Nummer lautet: +1 650 788-1988. AC Coppens der Moderator der performativen Diskussion in der Szene Salzburg, hat dazu eingeladen. Gleichgültig auf welcher bezaubernden Insel sie sich gerade befinden, wird er mit ihnen plaudern und das wiedergeben, was zuvor biologische Menschen, bis zum Festspielsommer 2024, programmiert haben. Dabei wird es aber nicht bleiben, denn der Homo sapiens ist nicht das Ende der Evolution. Geht es nach dem KI-Unternehmer David Yang aus dem Silicon Valley, werden sich innerhalb von 25 Jahren biologische Menschen und künstlich hergestellte Wesen paaren. Daraus werden hybride Mitglieder der Gesellschaft hervorgehen. Das heißt biologische Menschen mit nichtbiologischen Implantaten, aber auch Robotermenschen, mit implantierter DNA. Sie sind wohl die Kinder der nichtbiologischen Lebenspartner, die demnächst ihr Frühstück zubereiten werden und in 50 Jahren in einer legalisierten Ehe mit den biologischen „Leuten“ zusammenleben können. Für David Yang ist dies eine faszinierende Zukunft.
Werden in dieser Zukunft Roboter auch singen und beispielsweise Asmik Grigorian ersetzen? Die Sopranistin mischt sich schon heute in die Diskussion ein.
Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

"Don Giovanni" à la Castellucci und Currentzis

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Don Giovanni, der Glücksritter von der traurigen Gestalt, geht seinen Egomanenweg direttissima von Eroberung zu Eroberung, notfalls über Leichen und letztlich in den Abgrund. Er ist ein Machtmensch, ein scheinbar unwiderstehlicher Verführer der Frauen, ein rastloser Egomane, ein ewiger Suchender, der zuletzt scheitert.
Davide Luciano gibt den Don Giovanni bei den diesjährigen Salzburger Festspielen unter dem Dirigat von Teodor Currentzis. In der Auseinandersetzung mit der Rolle fand der Bassbariton sich selbst. "Es kamen Elemente einer schwierigen Vergangenheit zutage", meint Davide Luciano, dies helfe ihm Don Giovannis Unruhe zu verstehen. Teodor Currentzis steuert dazu eine kongeniale musikalische Deutung bei. Romeo Castelluccis Bühnenbild in Pastellfarben gehalten, enthält viele Symbole, sichtbare und unsichtbare, die sich das Publikum auf Wunsch des Regisseurs, Bühnenbildners und Lichtdesigners erarbeiten muss. Es wird daran viel Freude haben.Teodor Currentzis steuert eine kongeniale musikalische Deutung bei.
Am 14. August und 19. August 2024 ist die Aufführung bei den Salzburger Festspielen noch zu sehen.

Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Sven Eric Bechtolf: "Bericht für eine Akademie" und "die kleine Frau"

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Zum 100. Geburtstag von Franz Kafka bittet Karin Bergmann, verantwortlich für das Schauspiel bei den Salzkammergut Festwochen, Sven-Erik Bechtolf die Geschichte des Rotpeter auf die Bühne des Stadttheater Gmunden zu bringen. Es ist die Geschichte über den Menschenaffen aus dem berühmten Bericht für eine Akademie. 1917 wurde der zuerst erzwungene, dann aber durchaus ersehnte Übergang des Affen in die Welt der Menschen veröffentlicht.

Das Problem sei, so Sven-Eric Bechtolf, dass jeder Mensch versucht irgendwo dazuzugehören, es mitunter aber nicht könne, weil irgendwo eine Grenze liege. Der Affe aber befreit sich aus dem Käfig, tritt ungelenk und äffisch gestikulierend vor die akademische Gesellschaft, beziehungsweise vor sein Publikum und erzählt von seiner Menschwerdung.
Es ist ein fulminanter Theateraben den Sven Eric Bechtolf im zweiten Teil mit dem Stück "die kleine Frau" von Franz Kafka beschließt.
Foto: (c) Rudi Gigler

Hass, Mord, Totschlag und ein Happy End

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„Man muss jeden Tag für und um die Demokratie kämpfen, jeden Tag. Und jeder von uns ist dazu aufgefordert.“ Nicolas Stemann, hat dies im Vorfeld seiner Inszenierung der „Orestie“ gefordert.
Wie brüchig die Demokratie ist, das wird auf der Halleiner Perner-Insel während des 4 Stunden dauernden Theaterstücks klar.
Anhand einer Herrscherfamilie zeigt Nicolas Stemann eine Gewaltspirale aus Krieg, Machtanspruch, Vergeltung und nie enden wollender Rache.
Er bindet das Publikum für eine Abstimmung über Leben und Tod ein und hofft, es wird sich gegen die Todesstrafe entscheiden. Was aber, wenn es das nicht tut.
Im Künstlergespräch der Freunde der Salzburger Festspiele geht Nicolas Stemann im Gespräch mit Elisabeth J. Nöstlinger darauf ein.
Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Orestie: Demokratie auf dem Prüfstand

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Nicolas Stemann, der deutsche Regisseur, hat für die Salzburger Festspiele die Orestie auf der Pernerinsel in Szene gesetzt und zeigt mit 5 Schauspielerinnen und Schauspielern wie zeitgemäß das dreiteilige Stück von Aischylos ist. 458 v.Ch. wurde die Orestie erstmals aufgeführt und gilt als eines der bedeutendsten Theaterstücke der damaligen Zeit. Damals war die attische Demokratie stabil, innerhalb von 50 Jahren begann sie jedoch zu zerfallen.

Mit vier Stücken von drei Autoren schildert Nicolas Stemann das Ringen zwischen individueller Rache und institutionalisierter Rechtsprechung. Es ist auch ein Ringen zwischen Autokratie und Demokratie, das der intellektuelle Regisseur, mit „Agamemnon“ von Aischylos, „Elektra“ von Sophokles, die „Eumeniden“ von Aischylos sowie „Orestes“ von Euripides ,auf der Halleiner Pernerinsel, zeigt.
Patrycia Ziolkowska spricht im Podcast von der Musikalität der Sprache, die in der Inszenierung eine Rolle spiele. Nicolas Stemann hat dafür den Chor gewählt auch um Gemeinschaft versus Individualität auf der Bühne darzustellen.
Premiere ist am 3. August 2024 auf der Halleiner Pernerinsel Beginn: 19.00 Uhr. Weitere Vorstellungen sind am 5., 7., 9., 11., 12., 13. und 15. August.
Am 5. August erzählt Nicolas Stemann, für die Freunde der Salzburger Festspiele im Gespräch mit mir, mehr über die Inszenierung der Orestie und seine Arbeit und zwar um 15.30 in der Aula der Universität Salzburg vis a vis des Festspielhauses in der Hofstattgasse.
Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger

"Sternstunden der Menschheit"

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Thom Lutz, der Schweizer Regisseur, Musiker und Sounddesigner hat für die diesjährigen Salzburger Festspiele Stefan Zweig´s „Sternstunden der Menschheit“ auf die Bühne des Landestheaters gebracht. Was er daraus machte, sollte eine Symphonie von Klängen und Bildern werden und die Requisiten auf der Bühne sollten ihre eigene Rolle spielen. Historische Versatzstücke stapeln sich dann auch in Regalen einer Rumpelkammer. Napoleons Pferd, Soldaten der beiden Weltkriege, Salzburger Masken..Kein Block aus Styropor bleibt auf dem anderen. Es stürzen historische Figuren. Aus dem Off schildert der Sprecher Johannes Nussbaum die Durchsuchung der Villa von Stefan Zweig auf dem Kapuzinerberger. Stefan Zweig hatte dieses Ereignis in Briefen festgehalten. Thom Lutz versucht die Texte von Stefan Zweig erst gar nicht auf die Bühne zu bringen. Dazu sind sie zu theaterfern. Stattdessen lässt er sein Ensemble neugierig im Depot umschauen. Die Artefakte scheinen selbst zu sprechen, sich an Zweigs Miniaturen zu erinnern; an die Geschichte von Napoleons Niederlage in Waterloo, an die Verlegung des ersten Tiefseekabels, und immer wieder an Ciceros Tod. Die Stimmen überlagern sich unangenehm laut. Die Textfetzen sind schwer verständlich. Begleitet wird das Ensemble vom Quartett der Banda Franui bestehend aus vier Bläsern und einem Gitarristen. Angestimmt werden u.a. Händels „Hallelujah“ aus dem Miassias oder die Bassarie „Das Volk, das da wandelt im Dunkel.“
In der Schlussszene verschränkt Thom Lutz schließlich Stefan Zweigs Sterbezimmer mit den letzten Momenten Ciceros, der sich seinen Mördern stellt. Abwechselnd legen sich die Ensemblemitglieder paarweise auf eine Bahre. Stefan Zwei beispielsweise mit seiner Frau Lotte. Sie begleitet ihn in den Tod. Abwechselnd liest der eine Sterbende dem Anderen vor. So wie man einem kleinen Kind eine Gute Nacht Geschichte vorliest. Ein starker Abschluss für einen mitunter fordernden und verstörenden Theaterabend.
Ein eigenes Bild von Tom Lutz´s „Sternstunden der Menschheit können Sie sich noch am 1., 2., 4., 6. und 8. August machen.
Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Über diesen Podcast

wissensART der Podcast, der Wissenschaft und Kunst vereint

von und mit Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum

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