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"Don Giovanni" à la Castellucci und Currentzis

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Don Giovanni, der Glücksritter von der traurigen Gestalt, geht seinen Egomanenweg direttissima von Eroberung zu Eroberung, notfalls über Leichen und letztlich in den Abgrund. Er ist ein Machtmensch, ein scheinbar unwiderstehlicher Verführer der Frauen, ein rastloser Egomane, ein ewiger Suchender, der zuletzt scheitert.
Davide Luciano gibt den Don Giovanni bei den diesjährigen Salzburger Festspielen unter dem Dirigat von Teodor Currentzis. In der Auseinandersetzung mit der Rolle fand der Bassbariton sich selbst. "Es kamen Elemente einer schwierigen Vergangenheit zutage", meint Davide Luciano, dies helfe ihm Don Giovannis Unruhe zu verstehen. Teodor Currentzis steuert dazu eine kongeniale musikalische Deutung bei. Romeo Castelluccis Bühnenbild in Pastellfarben gehalten, enthält viele Symbole, sichtbare und unsichtbare, die sich das Publikum auf Wunsch des Regisseurs, Bühnenbildners und Lichtdesigners erarbeiten muss. Es wird daran viel Freude haben.Teodor Currentzis steuert eine kongeniale musikalische Deutung bei.
Am 14. August und 19. August 2024 ist die Aufführung bei den Salzburger Festspielen noch zu sehen.

Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Sven Eric Bechtolf: "Bericht für eine Akademie" und "die kleine Frau"

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Zum 100. Geburtstag von Franz Kafka bittet Karin Bergmann, verantwortlich für das Schauspiel bei den Salzkammergut Festwochen, Sven-Erik Bechtolf die Geschichte des Rotpeter auf die Bühne des Stadttheater Gmunden zu bringen. Es ist die Geschichte über den Menschenaffen aus dem berühmten Bericht für eine Akademie. 1917 wurde der zuerst erzwungene, dann aber durchaus ersehnte Übergang des Affen in die Welt der Menschen veröffentlicht.

Das Problem sei, so Sven-Eric Bechtolf, dass jeder Mensch versucht irgendwo dazuzugehören, es mitunter aber nicht könne, weil irgendwo eine Grenze liege. Der Affe aber befreit sich aus dem Käfig, tritt ungelenk und äffisch gestikulierend vor die akademische Gesellschaft, beziehungsweise vor sein Publikum und erzählt von seiner Menschwerdung.
Es ist ein fulminanter Theateraben den Sven Eric Bechtolf im zweiten Teil mit dem Stück "die kleine Frau" von Franz Kafka beschließt.
Foto: (c) Rudi Gigler

Hass, Mord, Totschlag und ein Happy End

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„Man muss jeden Tag für und um die Demokratie kämpfen, jeden Tag. Und jeder von uns ist dazu aufgefordert.“ Nicolas Stemann, hat dies im Vorfeld seiner Inszenierung der „Orestie“ gefordert.
Wie brüchig die Demokratie ist, das wird auf der Halleiner Perner-Insel während des 4 Stunden dauernden Theaterstücks klar.
Anhand einer Herrscherfamilie zeigt Nicolas Stemann eine Gewaltspirale aus Krieg, Machtanspruch, Vergeltung und nie enden wollender Rache.
Er bindet das Publikum für eine Abstimmung über Leben und Tod ein und hofft, es wird sich gegen die Todesstrafe entscheiden. Was aber, wenn es das nicht tut.
Im Künstlergespräch der Freunde der Salzburger Festspiele geht Nicolas Stemann im Gespräch mit Elisabeth J. Nöstlinger darauf ein.
Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Orestie: Demokratie auf dem Prüfstand

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Nicolas Stemann, der deutsche Regisseur, hat für die Salzburger Festspiele die Orestie auf der Pernerinsel in Szene gesetzt und zeigt mit 5 Schauspielerinnen und Schauspielern wie zeitgemäß das dreiteilige Stück von Aischylos ist. 458 v.Ch. wurde die Orestie erstmals aufgeführt und gilt als eines der bedeutendsten Theaterstücke der damaligen Zeit. Damals war die attische Demokratie stabil, innerhalb von 50 Jahren begann sie jedoch zu zerfallen.

Mit vier Stücken von drei Autoren schildert Nicolas Stemann das Ringen zwischen individueller Rache und institutionalisierter Rechtsprechung. Es ist auch ein Ringen zwischen Autokratie und Demokratie, das der intellektuelle Regisseur, mit „Agamemnon“ von Aischylos, „Elektra“ von Sophokles, die „Eumeniden“ von Aischylos sowie „Orestes“ von Euripides ,auf der Halleiner Pernerinsel, zeigt.
Patrycia Ziolkowska spricht im Podcast von der Musikalität der Sprache, die in der Inszenierung eine Rolle spiele. Nicolas Stemann hat dafür den Chor gewählt auch um Gemeinschaft versus Individualität auf der Bühne darzustellen.
Premiere ist am 3. August 2024 auf der Halleiner Pernerinsel Beginn: 19.00 Uhr. Weitere Vorstellungen sind am 5., 7., 9., 11., 12., 13. und 15. August.
Am 5. August erzählt Nicolas Stemann, für die Freunde der Salzburger Festspiele im Gespräch mit mir, mehr über die Inszenierung der Orestie und seine Arbeit und zwar um 15.30 in der Aula der Universität Salzburg vis a vis des Festspielhauses in der Hofstattgasse.
Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger

"Sternstunden der Menschheit"

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Thom Lutz, der Schweizer Regisseur, Musiker und Sounddesigner hat für die diesjährigen Salzburger Festspiele Stefan Zweig´s „Sternstunden der Menschheit“ auf die Bühne des Landestheaters gebracht. Was er daraus machte, sollte eine Symphonie von Klängen und Bildern werden und die Requisiten auf der Bühne sollten ihre eigene Rolle spielen. Historische Versatzstücke stapeln sich dann auch in Regalen einer Rumpelkammer. Napoleons Pferd, Soldaten der beiden Weltkriege, Salzburger Masken..Kein Block aus Styropor bleibt auf dem anderen. Es stürzen historische Figuren. Aus dem Off schildert der Sprecher Johannes Nussbaum die Durchsuchung der Villa von Stefan Zweig auf dem Kapuzinerberger. Stefan Zweig hatte dieses Ereignis in Briefen festgehalten. Thom Lutz versucht die Texte von Stefan Zweig erst gar nicht auf die Bühne zu bringen. Dazu sind sie zu theaterfern. Stattdessen lässt er sein Ensemble neugierig im Depot umschauen. Die Artefakte scheinen selbst zu sprechen, sich an Zweigs Miniaturen zu erinnern; an die Geschichte von Napoleons Niederlage in Waterloo, an die Verlegung des ersten Tiefseekabels, und immer wieder an Ciceros Tod. Die Stimmen überlagern sich unangenehm laut. Die Textfetzen sind schwer verständlich. Begleitet wird das Ensemble vom Quartett der Banda Franui bestehend aus vier Bläsern und einem Gitarristen. Angestimmt werden u.a. Händels „Hallelujah“ aus dem Miassias oder die Bassarie „Das Volk, das da wandelt im Dunkel.“
In der Schlussszene verschränkt Thom Lutz schließlich Stefan Zweigs Sterbezimmer mit den letzten Momenten Ciceros, der sich seinen Mördern stellt. Abwechselnd legen sich die Ensemblemitglieder paarweise auf eine Bahre. Stefan Zwei beispielsweise mit seiner Frau Lotte. Sie begleitet ihn in den Tod. Abwechselnd liest der eine Sterbende dem Anderen vor. So wie man einem kleinen Kind eine Gute Nacht Geschichte vorliest. Ein starker Abschluss für einen mitunter fordernden und verstörenden Theaterabend.
Ein eigenes Bild von Tom Lutz´s „Sternstunden der Menschheit können Sie sich noch am 1., 2., 4., 6. und 8. August machen.
Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger

"In mir ist Musik" Erwin Ortner und sein Schoenberg Chor

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Sommerfrische im Salzkammergut, das war schon immer mit Musik verbunden und mit jenen kreativen Menschen, die sich hier über mehrere Monate einquartierten. Arnold Schönberg war einer von ihnen. Während des Kulturhauptstadtjahres haben die Salzkammergut Festwochen Gmunden verstärkt an Komponisten gedacht, die in der Sommerfrische am Traunsee weilten. Dazu kommt, dass in Oberösterreich das Anton Bruckner-Jahr gefeiert wird und Arnold Schönberg seinen 150 Geburtstag feiern würde. Da lag es nahe, den Leiter des Arnold Schoenberg Chores Erwin Ortner um ein Konzert zu bitten.
Am 21. Juli 2024 findet dieses um 11h im Toscana Kongress Gmunden statt. Gegeben wird: Anton Bruckner´s Messe Nr. 1 in d-Moll WAB 26, Arnold Schönbergs „Friede auf Erden“ Op 13 und 3 Stücke von Arvo Pärt.
Foto (c) Stefan A. Schumer

"Ich revoltiere, also sind wir": Markus Hinterhäuser im Gespräch

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"Ich revoltiere, also sind wir", dieses Zitat von Albert Camus hat Intendant Markus Hinterhäuser für die Programmierung der Salzburger Festspiele 2024 inspiriert. Immer wieder hat er die Aufsatzsammlung "Der Mensch in der Revolute" des französischen Philosophen gelesen und darin auch Zeichen unserer Zeit gefunden.
"In der Festspielsaison 2024 begegnen uns Phänotypen von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen und in Obsessionen kippen, aus denen sie sich nicht mehr befreien können. Für diese Phänotypen steht stellvertretend die Figur des Spielers – beispielhaft ersonnen von Dostojewski und vertont von Prokofjew am Vorabend einer anderen großen, die Welt verändernden Revolution: der Spieler, der sich und alles um ihn herum in einen Strudel des Verderbens und der Auslöschung reißt. Die Metapher vom Spieler ist wiederum Sinnbild unserer heutigen Welt – sie erzählt vom Spiel um alles, von einem Leben in der Maßlosigkeit und von der Hybris des Menschen."
Die Eröffnungsrede hält Professorin Nina Chrutschowa, die Enkelin des ehemaligen KP Führers der Sowjetunion, Nikita Chrustschow.

"Liebelei" in der Sommerfrische

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Am 11., 12. und 13. Juli stehen im Gmundner Stadttheater, jeweils ab 19.30, die süßen Mädel auf der Bühne. Arthur Schnitzler hat die Gespielinnen, meist wohlhabender Herren der Wiener Gesellschaft, den angetrauten Ehefrauen gegenübergestellt. Die außereheliche Liebe, war in der Zeit der Wiener Moderne keine Seltenheit. Arthur Schnitzler machte aus diesem gesellschaftlichen Thema brisante psychologische Dramen, zeigte den Umbruch der Zeit um 1900 auf. Es war die Zeit der naturwissenschaftlich-technischen Errungenschaften, der Industrialisierung, der kulturellen Revolutionen und der damit einhergehenden Verunsicherung der Männer. Diese waren auch der Frauen wegen verunsichert, denn die Frauen schienen nicht mehr hineinzupassen, in das althergebrachte Bild einer von Männern dominierten Gesellschaft. Und das süße Mädel? Dies liebreizende Geschöpf erweckte mit ihrer Zärtlichkeit und Herzenswärme Schnitzlers besonderes Interesse und wurde dadurch zu einem literarischen Begriff.
Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Jedermann Philipp Hochmair inszeniert von Robert Carsen

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"Jedermann" wehrt sich, verleugnet, dass seine Stunde gekommen ist und und wird wütend, ehe ihn Schuldgefühle plagen. Desorganisiert will er noch verhandeln, doch er scheitert. Depressiv akzeptiert er schlußendlich den Tod.
Auch in der Regie von Robert Carsen muss der "Jedermann" durch alle Stadien des Sterbens gehen, bevor er sich selbst akzeptiert. Hautnah können die Zuschauer Leben und Sterben des enorm reichen Mannes erleben, denn Robert Carsen, der mit Luis F. Carvalho auch für das Bühnenbild verantwortlich zeichnet, baut keine Bühne auf. Er bezieht den Dom mit in sein Spiel ein, platziert die Tischgesell schaft auf dem Vorplatz im Zuschauerraum. Was hier entsteht ist eine Nähe, die jeden Menschen mit den entscheidenden Fragen des Menschseins unweigerlich konfrontiert. Es ist die Frage, wie wir unser Leben gestalten und wer wir sind.
Regie: Robert Carsen, Jedermann: Philipp Hochmair, Buhlschaft Deleila Piasko, guter Gesell/Teufe Christoph Luser, u.a.
Text: Elisabeth J. Nöstlinger
Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger

Fotos, Bücher, Giftschränke und Tinkturen

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Pop-Up-Fotohof in der alten Salzkammergut Apotheke in Gmunden
Die Galerie Fotohof geht auf Sommerfrische und zeigt Bilder und Bücher von Valie Export, Lilian Birnbaum, Oswald Wiener, Elfie Semotan, Kurt Kaindl und Inge Morath. Sie, stehen auf den alten Schränken, blitzen aus den schwarzen Schubladen hervor. Seit 1990 ist der studierte Germanist und Kommunikationswissenschaftler, mit zusätzlicher fotografischer Ausbildung Dr. Kurt Kaindl einer der Herausgeber der Edition Fotohof, einer Bildbandreihe zur künstlerischen Fotografie, mit Büchern von Stefan Kruckenhauser, Karl-Markus Gauß, Inge Morath und anderen.
After Work heißt der neueste Band, mit Bildern des Hauses von Arthur Miller und Inge Morath. Viele Male haben Brigitte Blüml-Kaindl und Kurt Kaindl das Ehepaar in Connecticut besucht und eine besondere Beziehung zu Inge Morath entwickelt. Nun zeigen sie das Haus des Paares und ihre Erinnerungen.
Während »Gmunden.Photo 2024« öffnet der FOTOHOF also zusätzlich zum Hauptstandort in Salzburg eine Sommerdependance in der alten Apotheke in der Traungasse 7/Ecke Marktplatz und präsentiert von Ende Juni bis Ende Juli eine Auswahl aktueller Fotobücher und Editionen aus dem umfangreichen Programm.
Seit Gründung werden im FOTOHOF Kataloge und Bücher von österreichischen und internationalen Fotokünstler:innen herausgegeben. Die bisher 375 Publikationen der FOTOHOF>EDITION sind heute im Buchhandel sowie auch über den Onlineshop erhältlich. Auch auf zahlreichen internationalen Festivals, etwa in Amsterdam, Arles, Leipzig, Wien werden die Publikationen einem interessierten Publikum vorgestellt.
Darüber hinaus werden mit vielen der publizierten bzw. ausgestellten Künstler:innen Editionen mit Originalfotografien produziert. Diese sind signiert und nummeriert − es gibt sie entweder als umfangreiche Portfolios oder als Einzelblätter, auch in Zusammenhang mit den jeweiligen Büchern.
Pop-Up Opening: Sunday, 30.06.24, ab 10:00 mit Würstel & Beer
Preview begleitend zu »Gmunden.Photo«, am Samstag Nachmittag
Salzkammergut-Apotheke | Traungasse 7 | 4810 Gmunden
Öffnungszeiten: Dienstag, 10 .00 -13.00, Donnerstag 15.00-18.00, Freitag, 15.00 - 18.00, Samstag 10.00 - 12.00 und 13.00 - 18.00
Foto: (c) Kurt Kaindl

Über diesen Podcast

wissensART der Podcast, der Wissenschaft und Kunst vereint

von und mit Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum

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