"Endspiele" in der Hofstallgasse
Seit 9 Jahren leitet Markus Hinterhäuser die Salzburger Festspiele. Doch nie waren die Herausforderungen so groß wie heute. Kultur habe keinen stabilen Stellenwert mehr, und das Verständnis für die Wesentlichkeit der Kunst nehme ab, meinte er kürzlich in einem Interview.
Da tut es schon gut, einen Impresario an der Spitze der Festspiele zu wissen, der selbst Künstler, besser gesagt Pianist ist. Seit vielen Jahren lebt er in Salzburg, in jener Stadt, die während der Festspielzeit zur Bühne wird. Dort ist er auch gesellschaftlich gut vernetzt. Markus Hinterhäuser weiß um die Strahlkraft der Salzburger Festspiele weit über Österreichs Grenzen hinaus. Bei der Programmierung lässt er daher brisante gesellschaftspolitische Fragestellungen nicht aus. Heuer verdichten sich in den Werken des Festspielsommers unsere Zweifel, unsere Einsamkeit, unsere Ängste, aber auch lichteste Hoffnungen wie unter einem Brennglas. Schon die Eröffnungsrednerin Anne Applebaum wird auf geopolitische Konstellationen eingehen. Die US-amerikanisch-polnische Journalistin, Kolumnistin und Historikerin hat ein Buch über die Technik der Autokraten geschrieben. Sie zeigt auf, wie sich Xi Jinping, Putin, Chamenei & Co. Geld, Macht und Straffreiheit verschaffen und gleichzeitig unsere Demokratie zerstören. Es ist eine hochaktuelle Analyse über die neuen autoritären Netzwerke. Die Salzburger Festspiele beginnen somit hochpolitisch.
Kunst kann aber auch auf poetische, subtile und hintergründige Weise für Momente sorgen, die zum Denken anregen und uns über unsere Realität etwas sagen. Jeden Sommer stellt dies Markus Hinterhäuser bei den Salzburger Festspielen unter Beweis.
Foto: © SF/Neumayr
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